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„Alljährlich zu Anfang des Wonnemonats … “

Ein Blick in über 500 Jahre Geschichte direkt vor unserer Haustür

Ein Blick in die Maifeier-Geschichtsbücher ist ein Blick in eine andere Welt. In die spätmittelalterliche Weit der Grafen und Lehensdienste, eine Zeit, die wir nur aus Geschichtsbüchern kennen. In den Annalen der Maifeier wird sie lebendig. Historie vor unserer Haustür. Glücklicherweise hat es immer Zeitgenossen in den Maifeier-Rängen gegeben, die mit großem Interesse und mit großer Akribie die Geschichte ihres Vereins zusammengetragen haben. Daher ist sie uns heute mit vielen interessanten Einzelheiten bekannt.

Die „Stunde Null“

Einer von denen, die die Maifeier Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes „geschrieben“ haben, war der Lehrer Friedrich Hohnholz, der 1901 einen Blick auf die damals über 400 Jahre alte Maifeier warf. Hohnholz überlieferte uns die „Stunde Null“ der Maifeier: „Das Fest stammt aus der Zeit der Diepholzer Grafen und allem Wahrschein nach aus dem Jahre 1498. Der damalige Graf Rudolf schenkte der Genossenschaft einen silbernen Vogel. Dieses Kleinod, das freilich von sehr kleinem Wert ist, stellt einen Adler dar, der in seinen Fängen einen knospenden Zweig trägt und in seinem Schnabel ein Plättchen mit der Jahreszahl 1498 hält. Mit diesem Vogel wird der jedesmalige Schützenkönig am Maifeste auf der Brust geschmückt.“ Neben der Maifeier bekamen auch Diepholz, der Flecken Cornau und Goldenstedt einen solchen silbernen Vogel.

Den besten Schuss abgegeben zu haben, war damals nicht nur eine Ehre, sondern auch mit einigen Vergünstigungen verbunden. Der König wurde von Dienstleistungen in der Gemeinde und von Grafen und Amtsleuten befreit wie Burgfestfuhren und -handdienste, Landfolge- und Krieger-, Holz- und Torffuhren, Jagd- und Forstdienste sowie Gefangenenwachen. Außerdem hatte der Scheibenkönig in seinem Regierungsjahr das Nutzungsrecht für die sogenannte Vogelwiese westlich der Mündung der Strothe in die Grawiede. Sie wurde später allerdings verkauft. Rechte bringen Pflichten mit sich. Hohnholz: „Es war nicht allein sein guter Wille, sondern herkömmliche Sitte und Vorschrift, dass er nach seiner Proklamierung eine Tonne Bier, später 1/2 Tonne Bier und sechs Kannen Branntwein und seit 1892 1/4 Tonne Braunbier und vier Liter Branntwein spendete, und man kann sich denken, dass sich bei solchen Gelegenheiten keiner gern lumpen ließ, infolgedessen blieb es denn auch nicht bei jener vorschriftsmäßigen Gabe.“

Schießen unter freiem Himmel

Das Maifest war seitdem dem steten Wandel der Zeiten unterworfen. In den ersten Jahrhunderten fand es noch unter freiem Himmel statt. Jeder Schütze brachte zunächst seine eigene Armbrust, später sein eigenes Gewehr mit. Hohnholz erinnert sich: „Die Gewehre waren oft derartig, dass nicht selten Unglücksfälle eintraten.“

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde einiges anders. Man beschloss, dass je nach Wohnsitz des Königs entweder in der Meyer’schen Gastwirtschaft in Heede oder in der Sankt Hülfer „Burstäe“, dem Blomeschen Gasthaus, gefeiert werden sollte. 1862 einigten sich die Schützen dann darauf, dass alle Wirte der beiden Ortschaften (Lohaus, Blome, Haake, Kroning und Meyer) in gleicher Reihenfolge an dem Fest teilhaben sollten. Zu diesem Zeitpunkt bemerkte Friedrich Hohnholz spitz und befremdet einige Fehlentwicklungen: „Bisher hatte die ganze Festlichkeit, an dem nur Männer teilnahmen, darin bestanden, dass man am Nachmittage nach der Königsscheibe schoss und des Abends am Herdfeuer die reichen Spenden des Königs vertilgte, so dass die ganze Veranstaltung schließlich in ein wüstes Trinkgelage ausartete.“

Grundlegende Veränderungen

Diesem ungebührlichen Verhalten wollte Hohnholz Einhalt gebieten, wie der Lehrer in aller Bescheidenheit selber über sich schrieb: „Erst im Jahre 1862 wurde auf Veranlassung des damaligen Königs, des Lehrers Friedrich Hohnholz, eine würdigere Feier angeordnet, die das Fest erst zu einem wahren Volksfeste gestaltete, und die noch heute üblich ist. Ein Festzug ward angeregt; erst daran schloss sich das Königsschießen, und der Abend vereinigte noch einmal alle Festteilnehmer zu einem frohen Tänzchen.“ Die Idee des Friedrich Hohnholz sollte sich in den folgenden Jahren durchsetzen.

Dass die Maifeste auch heute noch, 100 Jahre später, diesem Ablauf folgen, zeigt, wie richtungsweisend der Vorschlag des Lehrers war. So ist das Maifest unerschütterlich auf dem Weg in das sechste Jahrhundert nach fast dem gleichen „Rezept“, das schon Friedrich Hohnholz fast poetisch zusammenfasste: „Alljährlich zu Anfang des Wonnemonats, wenn die erwachende Natur das Menschenherz fröhlich stimmt und es empfänglich macht für alles Schöne und Edle, versammeln sich die rüstigen Männer von Sankt Hülfe und Heede zu einem friedlich-ernsten Wettkampfe, zum Maischießen.“

Dass Maifest und Maifeier neben den „rüstigen Männern“ in den letzten Jahrzehnten immer mehr auch die gesamte Bevölkerung der beiden Ortsteile angesprochen hat Damen, Jugend und Kinder die nachfolgenden Rückblicke belegen es. -sr-